Am Pfingstwochenode fand die MiniDebConf 2020 online statt. Der Debian-Entwickler und Collabora-Angestellte Arnaud Ferraris hat in einem Vortrag über den aktuellen Stand von Debian auf Mobiltelefonen berichtet. Der Anteil von nicht-Android oder -iOS Geräten ist aktuell mit 0.63% verschwindend gering. Mit den zur Zeit stattfindenden Entwicklungen wird sich dies jedoch hoffentlich in absehbarer Zeit ändern.
Zu Beginn seines Vortrages gewährt Arnaud einen kurzen geschichtlichen Überblick. Angefangen mit dem 2001 veröffentlichten Sharp Zaurus, über das Jolla Phone bis hin zum 2014 erschienenen Ubuntu BQ Aquarius. Die meisten der bisher veröffentlichten Geräte benötigten allerdings in irgendeiner Form proprietäre Komponenten.
Aus den unterschiedlichen Entwicklungen ist in der Zwischenzeit ein sehr diverses und aktives Ökosystem für mobile Endgeräte entstanden. Dazu zählen unter anderem UBports, PostmarketOS, Maemo Leste, Nemo Mobile oder LuneOS. Insbesondere PostmarketOS versucht sich dabei sehr nah am GNU/Linux-Standard zu orientieren, ohne selbst grössere Veränderungen zum Beispiel am GUI-Framework zu implementieren.
Die meisten der verfügbaren Distributionen setzen auf das Halium Projekt auf und unterstützen dadurch eine Vielzahl von Android Geräten. Oftmals kommt allerdings statt dem Linux-Mainline-Kernel eine veraltete Kernelversion zum Einsatz.
Die erst seit kurzem erhältlichen Geräte Purism Librem und das Pinephone von Pine64 sollen diesbezüglich Abhilfe schaffen. Dabei ist das primäre Ziel die Verwendung des Mainline-Kernels sowie die Veröffentlichung aller Entwicklungen in den jeweiligen Upstream-Projekten.
Aus Sicht des Debian-Projektes könnte die Situation dadurch weiter verbessert werden, indem mehr Anwendungen welche auf Mobilgeräten lauffähig sind paketiert würden. Als grafische Umgebungen kämen beispielsweise das GNOME-basierte Phosh oder Plasma Mobile infrage. Hinzu kämen dann Applikationen die insbesondere auf Mobiltelefonen gut skalieren und nutzbar sind.
Dem möchte sich das kürzlich gegründete Team von DebianOnMobile widmen, welches sich aktuell auf die Paketierung der grafischen Oberfläche Phosh und Anwendungen aus dem GNOME-Umfeld konzentriert. Die Basispakete wurden bereits in das Debian-Projekt integriert und viele weitere, wie das on-screen-Keyboard squeekboard oder libpurple-Plugins sind in Arbeit. Die meisten der Standard GNOME Anwendungen sind allerdings bisher nicht auf die Nutzung auf kleinen Touch-Bildschirmen ausgelegt. Diesbezüglich ist das Team mit den Upstream-Projekten in Kontakt um die Situation zu verbessern.
Um eine agile Entwicklung zu ermöglichen hat das Projekt ein eigenes Repository eröffnet, versucht allerdings möglichst zeitnah die Pakete in die Haupt-Distribution einzuspeisen. Lauffähige Images für das PinePhone werden durch das Mobian-Projekt bereitgestellt.
Quelle (Englisch): https://meetings-archive.debian.net/pub/debian-meetings/2020/MiniDebConfOnline/debian_mobile_phones.webm