Schleswig-Holsteins Weg zur Open Source Verwaltung

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 7 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Das Bundesland präsentiert in seiner "Open Innovation und Open Source Strategie" Pläne zur digitalen Souveränität. Sie zielt darauf ab, die lokale Digitalwirtschaft zu fördern und durch Transparenz das Vertrauen der Bürger zu gewinnen.

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Die Open Innovation und Open Source Strategie des Landes Schleswig-Holstein zielt darauf ab, die digitale Souveränität der Verwaltung zu stärken und innovative, nachhaltige IT-Lösungen zu fördern. In einer Zeit, in der technologische Abhängigkeiten und monopolartige Strukturen zunehmend problematisch werden, verfolgt die Strategie das Ziel, die Kontrolle über IT-Systeme und die Daten der Bürgerinnen und Bürger zu sichern.

Das 27-seitige Dokument wurde am 20. November 2024 von der Staatskanzlei des deutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein veröffentlicht. Hier findet ihr eine Zusammenfassung. Diese Zusammenfassung wurde teilweise mit ChatPDF erstellt und vom Autor überarbeitet. In diesem Fall erschien dieses Vorgehen angemessen.

Es lohnt sich, das gesamte Dokument zu lesen und bei Entscheidungsträgern bekannt zu machen.

Als Ergänzung zu diesem Dokument empfehle ich die Podcast-Folge CIW085 in der ich mit dem Chef der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein, Dirk Schrödter, gesprochen habe.

Digitale Souveränität in der Verwaltung

Digitale Souveränität bedeutet, dass der Staat die Kontrolle über die von ihm eingesetzten IT-Systeme behält und die Integrität sowie Vertraulichkeit der Datenverarbeitung gewährleistet. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, bestehende Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern zu reduzieren und alternative Lösungen zu entwickeln. Die Strategie betont die Wichtigkeit, monopolartige Strukturen zu vermeiden, um die digitale Unabhängigkeit zu fördern.

Open Innovation und Open Source Lösungen

Ein zentraler Bestandteil der Strategie ist die Implementierung von Open-Source-Lösungen, die nicht nur kosteneffizient sind, sondern auch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der IT-Systeme erhöhen. Das Open Source Program Office (OSPO SH) spielt eine entscheidende Rolle bei der Koordination und Förderung dieser Initiativen. Es unterstützt die Entwicklung und Integration von Open-Source-Software in die Landesverwaltung und fördert ein Ökosystem, das Innovation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren ermöglicht.

Digital Souveräner Arbeitsplatz Schleswig-Holstein

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Strategie ist der Aufbau eines digitalen souveränen Arbeitsplatzes. Dieser Arbeitsplatz basiert auf einer professionell unterstützten Linux-Distribution, die für den Behördeneinsatz optimiert ist. Die Nutzererfahrung wird durch eine moderne Benutzeroberfläche verbessert, die an individuelle Bedürfnisse angepasst werden kann. Sicherheitsrelevante Einstellungen werden zentral gesteuert, um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten.



Die Umstellung auf LibreOffice als Office-Software ist ein wesentlicher Schritt in Richtung digitaler Souveränität. LibreOffice unterstützt das Open Document Dateiformat (ODF) und ist sowohl auf Windows- als auch auf Linux-basierten Geräten einsetzbar. Dies ermöglicht eine nahtlose Integration in die bestehende IT-Infrastruktur der Landesverwaltung.

Kollaboration und Groupware

Für die Zusammenarbeit innerhalb der Landesverwaltung sowie mit externen Partnern wird eine leistungsfähige Open-Source-Kollaborationsplattform auf Basis von Nextcloud bereitgestellt. Diese Plattform ermöglicht das einfache Teilen und gleichzeitige Bearbeiten von Dokumenten. Zudem wird die bestehende Groupware-Lösung auf Basis von Microsoft Exchange durch Open-Xchange ersetzt, um die Zusammenarbeit in Bezug auf E-Mail, Kalender und Aufgaben zu optimieren.

Infrastruktur und Lizenzierung

Die Strategie sieht auch eine grundlegende Veränderung der IT-Infrastruktur vor, um teure Zugriffslizenzen zu reduzieren und die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern zu verringern. Die Einführung eines neuen Verzeichnisdienstes und die Nutzung einer Kombination aus proprietären und quelloffenen Lösungen sind Teil dieser Bemühungen. Ziel ist es, die Lizenzierung von Zugriffslizenzen auslaufen zu lassen und eine flexiblere, kosteneffiziente IT-Infrastruktur zu schaffen.

Fazit

Die Open Innovation und Open Source Strategie des Landes Schleswig-Holstein ist ein umfassender Ansatz zur Stärkung der digitalen Souveränität in der Verwaltung. Durch die Förderung von Open-Source-Lösungen, die Schaffung eines digitalen souveränen Arbeitsplatzes und die Optimierung der IT-Infrastruktur wird ein zukunftsfähiges, innovatives und sicheres digitales Umfeld geschaffen. Diese Strategie ist nicht nur ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit von grossen Anbietern, sondern auch ein Bekenntnis zu Transparenz, Zusammenarbeit und der Förderung von Innovation in der öffentlichen Verwaltung.

Insgesamt zeigt die Strategie, wie wichtig es ist, die Kontrolle über digitale Systeme zu behalten und gleichzeitig die Vorteile von Open-Source-Technologien zu nutzen, um eine moderne, effiziente und sichere Verwaltung zu gewährleisten.

Titelbild: https://pixabay.com/photos/lighthouse-westerhever-coast-1392124/

Alle anderen Bilder stammen aus der Quelle.

Quelle: https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/themen/digitalisierung/linux-plus1/Downloads/_dateien/open-source-strategie.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Tags

Souveränität, Verwaltung, Behörde, Arbeitsplatz, OSS-Strategie

Gast
Geschrieben von Gast am 29. November 2024 um 16:25

wird nicht klappen

alleine die Microsoft Excel Dateien die vielen Macros und Formeln, Formatierung usw

sind nicht Open Sourse kompatibel

eine Person die seit 20 und mehr Jahren Microsoft Excel Dateien anlegt

(die sind sehr mächtig wegen Subventionen usw)

hat keine Lust mehr auf Open Calc umzumodeln, da wirst du zum Kalb

wünsche denen trotzdem viel Glück und Erfolg

Gruß Gast

Klaus
Geschrieben von Klaus am 1. Dezember 2024 um 15:39

Wird schon klappen. Neue Kollegen werden gleich in das neue System eingeführt. Die zu teilenden Dateien, Ergebnisse müssen kompatibel sein zu den neuen Anforderungen. Alte Hasen können dann weiterarbeiten wie bisher, müssen aber dann halt noch ein bisschen weiterarbeiten, um ihre Ergebnisse und Dateien an die notwendigen Anforderungen anzugleichen. Diese Arbeit obliegt dabei dem Teilenden.

AK_CCM
Geschrieben von AK_CCM am 30. November 2024 um 20:06

Was ist denn "ChatPDF"?

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 2. Dezember 2024 um 22:31

Ist es zu viel verlangt, nach diesem Begriff im Internet zu suchen? Hier für Dich: https://www.chatpdf.com/de

Art
Geschrieben von Art am 2. Dezember 2024 um 22:02

... leider hat man bei der Planung Teile der Realität übersehen: in vielen Behörden gibt es inzwischen mobile Endgeräte vornehmlich iOS und diese werden mit MDM Systemen verwaltet: Stand heute rolle ich auf tausende von Geräten EAS Profile aus. EAS wird von Open-Xchange bedauerlicherweise nur stiefmütterlich behandelt: aktuell supportet, wird aber nicht weiterentwickelt.

Open-Xchange 'hat beschlossen', dass man in Zukunft IMAP, CalDAV, CardDAV nutzt - ich finde die Protokolle auch toll, nur ist das vorherrschende Enterprise Sync Protokoll heute EAS. IMAP kann ich mit vielen MDMs nicht vernünftig zentral managen (niemand will 5k Geräte einzeln anfassen) - von CalDAV/CardDAV ganz zu schweigen …

Das BSI kennt auch nur MS Exchange (online) - das ist zumindest das einzige zugelassene Mailsystem für Projekt iNDiGO - iOS nativ COPE bis VS-NfD

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 2. Dezember 2024 um 22:35

Und ... welche Schlussfolgerung ziehst Du aus deinem Kommentar? Ist das der Grund, warum Deutschland (Europa) in der vollständigen IT-Abhängigkeit verharren soll? Sind MDM Systeme und EAS Profile überlebenswichtig, oder geht es auch anders?

cybercow
Geschrieben von cybercow am 6. Dezember 2024 um 11:06

Dann muss man eben das Geld nehmen, dass man an Lizenzkosten spart und in Entwicklung und Support stecken. Es geht hier schließlich nicht um eine 5 Personen Bude sondern um die Verwaltung eines ganzen Bundeslandes.